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Regelmäßig in die Rentenkasse eingezahlt und trotzdem reicht das Geld nicht aus. Fast jeder fünfte Rentner ist von Armut bedroht. Das ist der Durchschnitt – für viele ist die Gefahr deutlich höher.
Von Janosch Beyer und Claudia Kohler
Gerade in großen Städten, in denen Wohnen und Leben teuer sind, kommen Seniorinnen und Senioren mit ihrem Rentenbeitrag in finanzielle Not – obwohl viele ihr Nettoeinkommen durch private Vorsorge, Vermögen oder Nebeneinkünfte erhöhen. Von diesem Einkommen geben die über 70-Jährigen 37,8 Prozent allein für ihre Wohnung aus. Das geht aus einer Erhebung des Deutschen Zentrums für Altersfragen aus dem Jahr 2014 hervor. Bereits ein Einkommensanteil von 30 Prozent wird von der Hans-Böckler-Stiftung als problematisch eingestuft.
Dennoch wird das Ausmaß der Entwicklung von Statistiken zur Armutsgefährdung oft nicht korrekt wiedergegeben. Das Problem: Rentner und ehemalige Beamte, die eine Pension erhalten, werden in einen Topf geworfen.
Armutsgefährdet sind nach EU-Standard jene Menschen, denen weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung stehen. Auf Pensionäre trifft das so gut wie gar nicht zu. Ihr Armutsrisiko liegt im Promillebereich. Bei Rentnern ist fast jeder fünfte bedroht. Die meisten Erhebungen machen jedoch keine Unterscheidung und betrachten ältere Menschen als homogene Gruppe. So werden die Zahlen gedrückt – das Risiko für Rentner scheint geringer.
Entsprechend schwierig ist die Diskussionsgrundlage: Der Sozialverband VdK etwa fordert bereits seit Jahren eine Grundrente aus Steuermitteln. Doch nur im Osten Deutschlands wird laut darüber nachgedacht. Dabei ist die Problematik dort nicht am stärksten.
In Bayern und im Saarland haben Seniorinnen und Senioren am stärksten mit Armut zu kämpfen. Für den Freistaat führt der VdK Bayern dies unter anderem auf hohe Wohn- und Lebenskosten und die große Zahl der prekären Beschäftigungsverhältnisse zurück. „Jeder muss von seiner Arbeit leben und fürs Alter vorsorgen können“, sagt Landesvorsitzende Ulrike Mascher. „Niedriglöhne und Minijobs, wie sie hier in Bayern boomen, sind da der schlechteste Weg.“
Ein weiterer Risikofaktor im fortschreitenden Alter ist das Geschlecht. Denn die Einkommensschere setzt sich in der Rente fort. Außerdem sind Frauen laut VdK Bayern beim Aufbau der Rentenbeitragszeit stärker auf gute Kinderbetreuung angewiesen und kümmern sich öfter um pflegebedürftige Angehörige, ohne dafür Rentenpunkte zu sammeln. Wie sehr sich die Armutsgefährdung von Seniorinnen und Senioren unterscheidet, hängt wieder stark mit dem Bundesland zusammen.
Für eine Frau aus Bayern oder dem Saarland bedeutet der Renteneintritt demnach ein erhebliches Risiko. Vorschläge, wie sie etwa unter dem Hashtag #rentefüralle vom Sozialverband VdK gemacht werden, hatten bisher wenig politische Konsequenz. Ruheständler könnten es in Zukunft also noch deutlich schwerer haben – vor allem die, die vor der Rente nicht privat vorsorgen können: Arbeitslose, Sozialhilfeempfänger oder prekär Beschäftigte.
Methode und Dokumentation
Die Daten für diesen Artikel wurden vom Deutschen Zentrum für Altersfragen, der Deutschen Rentenversicherung und den Statistikämtern von Bund und Ländern (Mikrozensus) bereitgestellt. Sie wurden mit der Programmiersprache „R“ aufbereitet und anschließend in JavaScript visualisiert. Detaillierte Quellenangaben und die Datenaufbereitung sind auf GitHub dokumentiert.